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Das große Beil x 1 der Farben: Teil VIII Lacke und Lasuren lösemittelhaltig oder wasserverdünnbar
Zum Schutz und zur Beschichtung von Oberflächen kommen deckende Anstriche, Lacke und Lasuren zum Einsatz. Doch wann verwendet man was, und: Welcher Lack ist der beste? Sie ahnen es schon, auch auf diese Fragen ist die Antwort alles, außer einfach:
Deckende Anstriche
In verschiedenen Bereichen haben sich bei den deckenden Anstrichen wasserverdünnbare Produkte durchgesetzt. So sind bereits seit Jahren Acrylfarben – auch bekannt als Wetterschutzfarben – bei deckenden Holzanstrichen die Regel. Diese zeichnen sich durch eine hohe Deckkraft und Elastizität aus, lassen sich gut verarbeiten und haben eine sehr lange Lebensdauer. Geeignet sind Acrylfarben vor allem für nicht oder begrenzt maßhaltige Bauteile wie Dachuntersichten, Holzverbretterungen, Fensterläden usw. Besonders schön: Mit Wetterschutzfarben lassen sich nahezu alle Farbtöne erzielen.
Lasuren
Bei den Lasuren stehen ungebrochen die so genannten High-Solid-Produkte im Vordergrund. Diese sind stark Lösemittel reduziert und von sehr hoher Qualität. Anstriche mit High-Solid-Farben haben Derzeit die längste Lebenserwartung.
Acryllasuren sind so genannte Filmbildner und machen Probleme, wenn kleine Risse im Anstrich entstehen und Wasser in diese eindringen kann. Die Folgen: Es entstehen Blasen und der Anstrich wird unansehnlich. Auch schleifen lassen sich diese Lasuren nur sehr schlecht, da sie von Natur aus sehr elastisch sind.
Im Innenbereich und an nicht witterungsempfindlichen Stellen haben sich die wasserverdünnbaren Lasuren sowieso schon durchgesetzt. Befeuert wird dies durch den Gesetzgeber. Und so lässt die VOC-Verordnung, also die Bundes-Immissionsschutzverordnung die lackverarbeitenden Betrieben, der Industrie keine andere Wahl: Bis Ende 2020 werden die meisten lösemittelhaltigen Lacke und Lasuren vom Markt verschwunden sein.
Lacke
Für die Pinsellackierung ist noch keine Alternative zu den lösemittelhaltigen Produkten in Sicht. Wasserverdünnbare Acryllacke haben einen viel schlechteren Verlauf als lösemittelhaltige Alcydharzlacke. Eine gute Oberflächenstruktur wird nur beim Spritzen erreicht. Durch immer neuere und bessere Möglichkeiten, die Farben mit speziellen Geräten mit Niederdruck aufzuspritzen wird der Farbnebel stark reduziert. Daher können mittlerweile auch Bauteile vor Ort spritzlackiert werden.
Zwar halten sich die dafür nötigen Abdeckarbeiten in Grenzen, jedoch sind sie in bewohnten Wohnungen immer noch eine Herausforderung. Manche Bereiche wie Türstöcke lassen sich nicht mal eben mit in die Werkstatt nehmen. Auch bei der Wohnungseingangstüre und der WC-Türe hat man oft seine Probleme. Ein weites Problem: die Trocknung der lackierten Bereiche. So lassen sich Wasserlacke oft erst nach einigen Tagen schleifen – insbesondere bei niedrigen Temperaturen.
Warum das Schleifen so wichtig ist? Beim Verarbeiten mit Pinsel und Schaumstoffrolle bleiben oft Streifen und Orangenhaut zurück. Wir alle hoffen, dass die Industrie das bald in den Griff bekommt und dass wir Lacke auf Wasserbasis verarbeiten können – ohne optische Beeinträchtigung. Bei der Oberflächenqualität nach der Trocknung hat die Industrie ihr Können bereits bewiesen: Spritzlacke der Industrie erfüllen den gleichen oder sogar einen besseren Qualitätsstandard als lösemittelhaltige Produkte vergangener Jahre.
Und die Zukunft?
Bei Autolacken war dies bis vor wenigen Jahren undenkbar. Trotzdem werden immer mehr Autos auch von Markenherstellern wie VW, Audi, BMW oder Mercedes mit Wasserlacken beschichtet. Die Industrie hat dafür spezielle Lackierstraßen entwickelt, in denen die Lacke bei idealen Bedingungen aufgetragen und anschließend getrocknet werden. Auf der Baustelle ist sowas bis jetzt nicht möglich. Alleine das Temperaturspektrum und die Luftfeuchtigkeit sind auf der Baustelle nicht so stark beeinflussbar. Lassen wir uns also überraschen, was die Lackindustrie in den nächsten Jahren auf den Markt wirft.
Ich hoffe nur, dass nicht wir und unsere Kunden die Versuchskaninchen der Industrie werden, sondern wir gut verarbeitbare, optisch schöne und dauerhaft haltbare Produkte zur Verfügung gestellt bekommen.
Ihr Jürgen Beil
Bilder © Brillux